Tanzen als Weg zum Lebensglück

Joshua Monten über seine Motivation, den Tanz in die Schule zu bringen

Die Joshua Monten Dance Company feierte 2022 ihr 10-Jahr-Jubiläum. Mit jährlich mehr als 100 Auftritten zählt sie zu den meistgesehenen Tanzcompagnien der Schweiz. Ihre verschiedenartigen Tanzproduktionen sprechen Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Die Compagnie zeigt ihre Stücke weltweit in Theaterhäusern, Museen, Flüchtlingscamps und an Stränden … und sie kommt damit auch in Zürcher Schulen und spielt in Turnhallen oder auf dem Pausenplatz. Im Anschluss besteht die Möglichkeit für Tanzworkshops.
Künstlerischer Leiter dieser freien Tanzgruppe ist der aus New York stammende Choreograf und Tänzer Joshua Monten. Schule+Kultur wollte im Interview mit ihm wissen, wie er zum Tanz gekommen ist und was ihn dazu inspiriert, mit Tanzstücken in die Schule zu gehen.
 

Viele Menschen träumen davon, irgendwann mal in New York zu leben. Wie ist es, wenn man tatsächlich in Big Apple – oder zumindest in dieser Gegend – aufwächst?

Es gibt ein Sprichwort, «the grass is always greener on the other side of the fence». Manche Schweizer/innen finden ihr Glück in den USA. Aber ich habe meins in der Schweiz gefunden. Der hohe Stellenwert für die Kultur, die sprachliche Vielfalt und die Nähe zur Natur spielen alle dabei eine Rolle.

Vor deinem Tanzstudium an der Ohio State University hast du zuerst Literatur und Ethnologie studiert. Was hat dich zum Tanz gebracht? 

Während meines ersten Studiums bin ich eher zufällig auf einen Tanzkurs gestossen. Dort habe ich eine Körperlichkeit und einen Teamgeist gefunden, die mir im Leben bisher gefehlt hatten. In der neuen Welt des Tanzens fiel es mir zu Beginn alles andere als leicht – aber gerade diese Herausforderung zog mich besonders an. Nach wenigen Semestern wurde ich heillos tanzsüchtig und habe meine akademischen Ambitionen auf Eis gelegt. 

In Europa hast du zunächst vorwiegend als Tänzer an Staatstheatern und in der freien Szene gearbeitet, bevor du deine eigene Compagnie gegründet hast. Was ist der Unterschied zwischen Tanzen und Choreografieren?  

Der Abstand. Als Tänzer ist man meistens damit beschäftigt, möglichst tief und lückenlos in eine Rolle einzutauchen. Als Choreograf nimmt man Abstand, schaut auf das Ganze und wie es auf das Publikum wirkt. 

Deine Stücke haben englische Titel wie «Kill Your Darlings», «Little Joy», «Game Theory» oder «How to Do Things with Words» und richten sich an Primarschüler/innen (ab der 4. Klasse) und an Sekundarschüler/innen. Was inspiriert dich zu diesen Titeln und was verbindet deine Themen mit der Lebenswelt der jungen Menschen? 

Mir ist es stets ein Anliegen, ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Jede Produktion versuche ich so zu gestalten, dass jüngere sowie ältere Zuschauer/innen Zugang finden. Allerdings oft auf unterschiedliche Weisen. Da wir viel international unterwegs sind, sind englische Titel besonders praktisch. Ich suche nach Titeln, bei denen sich die Leser/innen vielleicht nicht sofort vorstellen können, wie so was getanzt werden kann. Aber gleichzeitig Neugier empfinden.

Wie würdest du deinen Tanz charakterisieren?

Verspieltes, energetisches Tanztheater, eine Mischung aus Präzision und Wildheit, das berührt und zum Nachdenken bringt. Für jede Produktion versuchen wir einen eigenen Bewegungsstil und eine eigene Ästhetik zu entwickeln.

Welche Rahmenbedingungen müssen Lehrpersonen beachten, wenn sie euch zu sich in die Schule einladen?

Wir sind ziemlich unkompliziert und können in den unterschiedlichsten Orten vor unterschiedlichsten Schulklassen auftreten. Am schönsten ist, wenn alle – inklusiv die Lehrpersonen – bei den Workshops mitmachen und dabei was Neues erleben. 

Tanz ist nonverbal und hilfreich für die Integration von Kindern unterschiedlicher Herkunft. Es gibt noch zahlreiche weitere Gründe, wieso in der Schule getanzt werden soll. Was ist dir besonders wichtig dabei?

Wir leben in einer «choreophobischen» Gesellschaft, in der es leider immer weniger Platz und Anlass zum Tanzen gibt. Dabei kenne ich keinen besseren Weg zum Lebensglück als das Tanzen. Bei unseren Workshops versuchen wir vor allem Hemmungen abzubauen, damit jede und jeder den Weg (zurück) zum Tanzen und zur eigenen Bewegungsfreude, körperlichen Kreativität und bewegten Geselligkeit findet.
 


Joshua Monten wächst in New York auf und studiert Literatur und Ethnologie an der Duke University bevor er zum Tanz wechselt. Nach seinem MA-Abschluss in Tanz an der Ohio State University übersiedelt er nach Europa. Er tanzt in verschiedenen Stadttheatern in der Schweiz und Deutschland und arbeitet als freischaffender Tänzer mit diversen renommierten Choreograf/innen zusammen. 2012 gründet Monten sein eigenes Ensemble, das seine Stücke weltweit zeigt. Neben dieser Arbeit erhält Monten weiterhin choreografische Aufträge von verschiedenen Häusern und Festivals und ist Dozent für Tanz an der HKB in Biel.
 

Zum Schulangebot «Game Theory» (ab 3. Primarschule, Sek I + II)
Zum Schulangebot «How to Do Things with Words» (ab 3. Primarschule, Sek I) 
Weitere Angebote im Bereich Tanz

(Kopie 1)

Interview: Schule+Kultur

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Foto: André Maurer

Foto: Tine Declerck

Foto: Selina Maurer

Foto: Christine Bärlocher