Licht- und Schattenspiele

Kreative Materialforschung im Kindergarten

Dunkel. Eine Taschenlampe leuchtet auf. Ihr Licht malt einen Punkt an die Decke, kriecht über die Wand und leuchtet auf eine Hand. Ein Schatten krabbelt über den Boden. Im Leuchten glitzert etwas. In der Welt zwischen Hell und Dunkel verbergen sich Geheimnisse und Poesie. Beim Kunstvermittlungsprojekt «Licht und Schatten» erforschen Kindergartenkinder und drei Performer/innen auf Augenhöhe das Zusammenspiel von Hell und Dunkel und entwickeln gemeinsam eine sinnliche Performance. 

Wie muss man sich diese interaktive Performance konkret vorstellen? Weshalb sind Licht- und Schattenspiele so faszinierend und wie können Kinder und Erwachsene dabei gegenseitig voneinander lernen? Schule+Kultur hat bei den Macher/innen sowie bei einer Lehrperson nachgefragt. 


Fünf Fragen an Nina Knecht vom Verein PRIMA, einer Gruppe von sechs Kunstschaffenden aus Theater, Musik, Tanz und bildender Kunst, welche seit 2015 sinnliche, kreative Materialforschung in Kindergärten und Kitas betreibt:

S+K: Was fasziniert euch am Spiel mit Licht und Schatten? 

NK: Licht und Schatten sind zwar alltägliche Phänomene, aber deswegen nicht weniger beeindruckend. Wir können uns einem Lichtkegel einer Taschenlampe im Dunkeln nicht entziehen und staunen immer wieder aufs Neue über die fast magische Kraft von Licht und wie es Räume, Gegenstände und Menschen verwandeln kann.

S+K: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eure Faszination in Form eines partizipativen Projektes mit Kindern zu teilen? Und warum explizit mit Kindergartenkinder?

NK: Wir wollten uns mit Gleichgesinnten austauschen. Eine Art kindlicher Blick auf Kleinigkeiten und Details im Spiel mit Licht und Schatten ist für unsere künstlerische Arbeit prägend. Kinder dieser Altersgruppe sind ideale Partner/innen für kreative Materialforschung. Sie sind unsere Expert/innen, wenn es darum geht, die Welt mit allen Sinnen zu entdecken. 

S+K: Was sind die Herausforderungen für euch als Performer/innen innerhalb dieser Anlage mit den Kindern?

NK: Wir möchten die Kinder mit unserem Flow und der Begeisterung fürs Material anstecken und sie dazu inspirieren, selber mit Licht und Schatten zu spielen und zu experimentieren.
Bevor wir die Taschenlampen in der Klasse verteilen, machen wir eine kurze Performance mit Live-Musik, stellen ihnen unsere künstlerische Welt vor und zeigen, wie wir forschen. Diese Form von Performance verlangt von uns, dass wir nichts vorspielen und behaupten, sondern echt sind und somit glaubwürdige kreative Vorbilder.

S+K: Wo liegt der Mehrwert dieses Erlebnisses für die Kinder und Lehrpersonen?

NK: Lassen sich die Beteiligten, insbesondere auch die Lehrpersonen, auf das gemeinsame Forschen ein, geraten alle in einen spielerischen, kreativen Flow. Die Kinder inspirieren dabei die Erwachsenen und umgekehrt. Das einzigartige Erlebnis wirkt gegen innen und aussen. Es bestärkt beispielsweise die eigene Kreativität, verbindet die Teilnehmenden auch miteinander und öffnet den Blick und alle Sinne für Neues. 

S+K: Könnt ihr von einem besonderen Moment aus dem Projekt erzählen, der euch als Künstler/innen beeindruckt hat?

Immer, wenn ein Kind oder ein Erwachsener etwas mit dem Material macht, das uns selber noch nicht eingefallen ist, fühlt sich dies wie ein Sechser im Lotto an. Es erfüllt uns auch mit Zufriedenheit, wenn eine Lehrperson uns nach einer Session erzählt, dass ein bestimmtes Kind, das sich normalerweise keine fünf Minuten auf ein und dieselbe Sache konzentrieren kann, während 45 Minuten völlig vertieft dabei war.


Drei Fragen an Ilona Pick, Lehrerin im Kindergarten Andelfingen:

S+K: Wie haben Sie die Kinder an diesem Morgen erlebt? 

IP: Die Kinder haben den Vormittag mit sehr viel Staunen und Bewundern erleben dürfen. Die ruhige Atmosphäre und die verschiedenen Schattenspiele und Lichtquellen faszinierten und sie wollten es gleich auch selbst ausprobieren. Sie waren ruhig, ausgeglichen und sehr interessiert. 
Die Künstler/innen haben es sehr gut gemacht: Den Umgang mit den Kindern, das Vorspiel und die Ruhe, die sie ausgestrahlt haben. Ich würde das Angebot gleich wieder buchen und empfehle es gerne weiter!

S+K: Inwiefern unterscheidet sich ein solches Kunstvermittlungsprojekt vom sonstigen Kindergarten-Alltag? 

IP: Es hat keinerlei erkennbare oder benannte Vorgaben gegeben und die Kinder konnten das Gesehene für sich alleine umsetzen und ausprobieren. Was sie klar genossen haben.

S+K: Wovon werden die Kinder Zuhause erzählen?

IP: Von der riesigen Schattenhand, von den Glitzersachen wie Kissen, Hirsche, Bälle, Folien. Und von den farbigen Leuchtlampen für die Finger …


Übrigens: Licht- und Schattenspiele sind auch beim Workshop «Fotogramm: Gestalten mit Licht» im Fotomuseum Winterthur sowie bei der Theatervorstellung «Big Box & kleines Orchester» von florschütz und döhnert ein Thema!

Infos und Anmeldung «Licht und Schatten»
Mehr zum Verein PRIMA

Infos zum Angebot «Fotogramm: Gestalten mit Licht»
Infos zum Angebot «Big Box & kleines Orchester»

Interview: Schule+Kultur