Rohner Werner
Themen: Wünsche, Trauer, Humor, schräge Erfindungen und das Meer
Geboren 1975 in Wiedikon, nach längeren Aufenthalten in Wien, Los Angeles, Biel, Santiago, Rom und Langenthal, wieder zurück im Quartier. Bevor er freier Schriftsteller wurde, hat er als Journalist, Filmkritiker und Verwaltungsassistent gearbeitet. Nach zwei Romanen für Erwachsene, erschien 2022 mit «Mehr als ein Wunsch» sein erstes Buch für Kinder, das vom Arbeitskreis für Jugendmedien und dem deutschen Literaturfonds mit dem Kranichsteiner Literaturstipendium ausgezeichnet wurde. Es folgten die Bilderbücher: «Hier bin ich doch!» und «Das Märchen vom Meerchen».
Ablauf Lesung
Ich lese aus den Büchern vor. Zwischen dem Vorlesen suche ich immer wieder das Gespräch mit den Kindern – über ihre Wünsche, die möglichen, die unmöglichen und die geheimen.
Bei den Bilderbüchern zeige ich die Bilder über den Visualizer. Bei den Bilderbüchern gehört dazwischen oder am Ende auch Zeichnen dazu (dazu braucht es Farbstifte und eine Zeichnungsvorlage, die ich im Vorfeld verschicke).
Werke
- «Mehr als ein Wunsch», ab 2.-4. Kl.
- «Hier bin ich doch!», Kiga-2.Kl.)
- «Das Märchen vom Meerchen», Kiga -3. Kl.
- «Das Ende der Schonzeit», ab 15
- «Was möglich ist», ab 15
Leseprobe aus «Mehr als ein Wunsch»
... Dann geht Paps mit den Worten, «jetzt müsst ihr aber auch noch was Anständiges essen», in die Küche und klappert mit den Pfannen.
Worauf Sunny beginnt, Lala, die immer noch lacht, seinen Traum von Mamma zu erzählen, den er letzte Nacht gehabt hat. «Und wie hat sie ausgesehen?», fragt Lala, während Sunny noch immer erstaunt ist, dass sie ihn überhaupt hat ausreden lassen. «Wie immer», sagt Sunny. «Das war es eben, genau wie immer.» Und Lala wiederholt es: «Wie immer.» Und fügt dann hinzu, sie träume, seit Mamma tot ist, nur noch in schwarz-weiss und nie komme Mamma darin vor. «Und Paps und ich?» «Manchmal komme nicht mal ich selbst vor.» «Ich komme in all meinen Träumen vor. Ich hab sogar schon mal versucht, ohne mich zu träumen, aber da bin ich sofort aufgewacht», sagt Sunny. Und wie ihn Lala dabei so anschaut, ganz traurig, überlegt er sogar ihr zu sagen, dass auf seiner Liste ein wirklich seltsamer Wunsch steht: Neue Frau für Paps. Aber in dem Moment sagt Lala: «Du bist ja auch viel dicker als ich, drum bist du immer im Bild.» Da sagt Sunny natürlich nichts von dem seltsamen Wunsch. Lala wäre eh dagegen. Und wenn Lala gegen etwas ist, ist es zwar gut, dafür zu sein, aber schwierig, es zu bekommen. Also eigentlich unmöglich. Deshalb verschwindet Sunny, ohne etwas zu sagen, in seinem Zimmer. Dort nimmt er seine Wunschliste hervor, die er jetzt nicht mehr in, sondern hinter Zirris Käfig versteckt hat. Und dabei muss er daran denken, wie Mamma immer gesagt hat: «Ein schönes Fest ist wichtiger als viele Geschenke.» Aber einmal hat sie auch gesagt: «Wünsch dir was Grosses, Sunny.» Ihre Stimme klang immer ein bisschen wie erkältet vom Rauchen. Aber sie meinte bestimmt nicht die grösste Glotze der Welt. Und ein andermal hat sie noch gesagt, dass man sich überhaupt nur für andere Menschen Dinge wünschen kann. Selbst soll man einfach tun, was man will.
Das kostenlose Stadtzürcher Kontingent ist ausgeschöpft.
Die Lesungen müssen über das Globalbudget Ihrer Schule finanziert werden.