Navigation

Suche

Hauptnavigation

Suche zurücksetzen

Zielpublikum

Zielpublikum

Angebotsart

Angebotsart

Sparte

Sparte

Wochentag

Wochentag

Datum

Ort

Sprache

Sprache

Zugänglichkeit

Zugänglichkeit

Arežina Andrea Rea / Salome, Zürich (CH)

Themen: Was heisst es für Mädchen heute, erwachsen zu werden?

Andrea Rea Arežina, geboren 1984 in Zürich, hat als Kampagnenleiterin gearbeitet, bis sie in den Journalismus wechselte. Heute studiert sie am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel Literarisches Schreiben.


Salome Müller, geboren 1987 in Glarus, hat Deutsche Literatur in Fribourg und Zürich studiert und 2018 ihr erstes Buch «Love, Pa». Briefe an meinen Vater veröffentlicht. Sie lebt in Zürich und arbeitet im Schweizer Büro der ZEIT.


Besonderes

Gemeinsam lesen wir Textstellen aus dem Buch. Die Hälfte der Kapitel ist in Interviewform geschrieben, diese möchten wir zu zweit vorlesen lassen. Unser Fokus liegt auf dem Thema: sogenannte Männer- und Frauenwelt. Wir möchten sammeln, was in eine sogennante Männerwelt und was in eine sogenannte Frauenwelt gehört. Und darüber diskutieren. Erst in Kleingruppen und später in der grossen Gruppe. 


Werke

  • «Genauso, nur anders»


Leseprobe aus «Genauso, nur anders, Erste Periode, Liv (17)»

«Als ich verstand, dass die Periode zum Frau*werden gehört, dachte ich: Das will ich auch.»

«Als Kind habe ich einmal in der Tasche meiner Mutter einen Tampon gefunden. Ich dachte, es sei eine Süssigkeit. Meine Mutter hat mir dann erklärt, dass Frauen* jeden Monat bluten und darum Tampons brauchen. Richtig auseinandergesetzt mit der Periode habe ich mich erst in der Schule. Die ersten Freundinnen bekamen die Periode und mussten Ausreden erfinden, warum sie beim Sport nicht mitmachen können. Manche Sportlehrer gaben in solchen Fällen ein Alternativprogramm, statt Saltos machen, sollte man um den Block rennen. Dann dachte ich: Warum soll ich um den Block rennen, wenn ich vor Schmerzen kaum stehen kann? Die Lehrer konnten sich einfach nicht in uns hineinversetzen. Ich finde es blöd, wenn man die Tage als Ausrede benutzt. Aber wenn man Schmerzen hat, soll man sagen dürfen: Ich habe meine Periode, ich kann heute nicht.

Ich war elf, als ich zum ersten Mal meine Tage bekommen habe. Eine blöde Geschichte: Wir feierten den 65. Geburtstag meiner Großmutter, ich trug ein weisses Kleidchen. Ich bekam Bauchweh. Ich dachte, das sei, weil ich zu viel gegessen hatte. Auf dem WC habe ich gemerkt, dass ich blute. Ich hatte auch einen Blutfleck auf meinem Kleid. Als ich meiner Mutter davon erzählte, löste sich in mir alles. Es war der Moment, in dem ich realisierte: Das sind meine Tage! Ich freute mich. Ich glaube, ich war ein bisschen aufgeregt und stolz. Es war etwas Neues!

Wenn man jung ist, ist die Periode auf der Checkliste. Wenn man sie bekommt, weiss man, dass man dem Erwachsensein einen Schritt näher gekommen ist. Als ich verstand, dass die Periode zum Frau*werden gehört, dachte ich: Das will ich auch. An jenem Fest meiner Grossmutter merkte ich aber auch, dass die Periode mühsam sein, in einem blöden Moment kommen kann. Mit elf die Periode zu haben, ist sehr früh. Meine Mutter hat mir geholfen und gezeigt, was ich machen muss. Am Anfang habe ich Binden benutzt, weil ich mich nicht sofort getraut habe, meine Mutter zu fragen, wie ich den Tampon einführen muss. Ich war unsicher und fragte mich, ob ich durch den Tampon entjungfert werde. Ich habe lange gezögert, mit meiner Mutter darüber zu sprechen. Vielleicht hätte es geholfen, wenn sie mir von sich aus erzählt hätte, wie es mit den Tampons funktioniert.

Ich war eins der ersten Mädchen* in der Klasse, die die Tage bekommen hatten. Die anderen wollten wissen, wie sich das anfühlt, es war eine grosse Aufregung. Wenn dann ein weiteres Mädchen* die Periode bekam, hat sie es den anderen erzählt. Eklig fand ich die Periode nie, Blut ist etwas Natürliches. Und trotzdem, wenn man die Periode so früh bekommt wie ich, früher als viele anderen, schämt man sich irgendwie. Nicht untereinander im engsten Freundinnenkreis. Aber sobald man aus diesem Kreis rausgeht, ist es, als müssten wir etwas verstecken. Wir haben einander Tampons unter dem Pult weitergegeben, damit es die Jungen nicht mitbekommen. Ich glaube, wir dachten, die Buben fänden das gruselig. Es war auch schlimm, dem Turnlehrer zu sagen, dass man den Handstand nicht machen kann, weil man gerade blutet.

Einmal hatte eine Schulfreundin einen Blutfleck auf ihrem Stuhl. Ein Mitschüler sah es, stand auf und sagte: «Laura stirbt, sie blutet! Alles ist voller Blut!» Er ging aus dem Klassenzimmer, schrie im Gang rum. In der Pause kamen die Leute aus der Parallelklasse zu Laura und wollten wissen, was war. Sie zuckte mit den Schultern, à la: Tja.

Ich glaube, viele Jungs haben keine Ahnung, dass Frauen* bluten. Denen müsste man mal erklären, dass die Mens nichts Schlimmes ist. Wir Freundinnen achteten darauf, dass wir keine Blutflecken auf der Hose haben. Manchmal sagten wir zueinander auf der Treppe: He, kannst du schnell schauen, ob man etwas sieht? Wir schützten einander, haben eine Art Sicherheitssystem aufgebaut. Zum Beispiel entschuldigten wir eine Mitschülerin beim Sportlehrer und sagten, dass sie heute nicht mitturnen könne.

In der Männerwelt ist mir die Periode irgendwie peinlich. Meinem Vater wollte ich nicht erzählen, dass ich sie habe. Ich habe eine enge Beziehung zu meinen Eltern, meine Mutter hat meinen Vater dann eingeweiht. Das war okay für mich. Er reagierte nicht gross. Ich glaube, es kümmerte ihn nicht besonders. In der Zeit, als ich zum ersten Mal meine Mens bekommen hatte, sollte ich mit meinem Großvater allein nach New York reisen. Er hatte mir die Reise zur bestandenen Gymiprüfung geschenkt. Mein Grossvater sagte meiner Mutter, durch die Blume, er wolle nicht mit mir allein in die Ferien reisen. Er wisse nicht, wie er damit umgehen solle, wenn ich die Periode bekomme. Meine Grossmutter kam dann mit uns mit. Ich war froh.

Anmeldung
Anmeldebeginn Mi 12.6.24
Daten
13.-17., 20.-24., 27.-31. Jan / 3.-7. Feb / 10.-14., 17.-21., 24.-28., 31. März / 1.-4. April 2025
Anmeldeschluss
Fr 12.7.24
Dauer
45 Minuten
Veranstaltungsort
Im Schulhaus
Preis
350.– pro Lesung (max. 50 Personen)
Kostenlos für öffentliche Volksschulklassen der Stadt Zürich (begrenztes Kontingent).
Zielpublikum
1.–3. Sekundarklasse, Berufsvorbereitungsjahr, Mittel- und Berufs(fach)schule
Besonderes

Zugänglichkeit
  • Icon ohne Sehen erlebbar
Rollstuhlzugänglichkeit abhängig vom Veranstaltungsort (z.Bsp. Schulhaus)

Das vollständige Programm «Literatur aus erster Hand 2025» wird Ende Mai online sein.
Anmeldebeginn: Mi 12. Juni 2024
Anmeldeschluss: Fr 12. Juli 2024
 

Öffentliche Volksschulklassen der Stadt Zürich können die Lesungen kostenlos buchen. Das Angebot von Schulkultur Stadt Zürich ist jedoch auf 300 Lesungen begrenzt. Danach buchen auch städtische Klassen kostenpflichtig.