Rolf Hermann, geboren 1973 in Leuk, Wallis, gilt als einer der vielfältigsten Schriftsteller der Schweiz. Er schreibt und performt Geschichten, Spoken Word und Gedichte. Er studierte englische und deutsche Literatur in der Schweiz und den USA und verdiente in jungen Jahren seinen Lebensunterhalt als Schafhirt. Sein Werk, das zum Teil ins Arabische, Englische, Französische, Italienische, Ungarische und Ukrainische übersetzt wurde, hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. einen Literaturpreis des Kantons Bern sowie den Kulturpreis der Stadt Biel. Bislang hat er sieben Bücher, verschiedene Hörbücher sowie sechs Theaterstücke veröffentlicht. Zu seinen jüngsten Publikationen gehören: In der Nahaufnahme verwildern wir (2021), Eine Kuh namens Manhattan (2019), Flüchtiges Zuhause (2018) und Das Leben ist ein Steilhang (2017). Zahlreiche Auftritte in der Schweiz sowie an internationalen Literaturfestivals in Europa, USA und Asien. Rolf Hermann lehrt am Schweizerischen Literaturinstitut der Hochschule der Künste Bern. Er lebt als freier Schriftsteller in Biel.

Besonderes 

Der Auftritt ist eine Mischung aus Lesung, Stand-up und Bilder-Show. Zusätzlich zu den hochdeutschen Texte aus «Flüchtiges Zuhause» werde ich auf Wunsch gerne ein paar Kurztexte aus dem Spoken-Word-Band «Das Leben ist ein Steilhang» auf Walliserdeutsch (allenfalls mit kurzer Einführung auf Hochdeutsch) zum Besten geben.

Werke: 

• Eine Kuh namens Manhattan, ab 13 Jahre 
• Das Leben ist ein Steilhang, ab 13 Jahre 
• Flüchtiges Zuhause, ab 13 Jahre 
• In der Nahaufnahme verwildern wir, ab 16 Jahre

Leseprobe aus «Flüchtiges Zuhause»

Ich reichte der Sennerin die Hand. Sie beäugte mich skeptisch und wollte wissen, woher ich komme. «Aus Leuk», antwortete ich, «30 Minuten von hier.» Sie schüttelte den Kopf, ihr Kehlkopf hob und senkte sich: «Dacht ich’s doch: Schon wieder ein Fremder!» Ihre Augenlider zogen sich zu bedrohlich schmalen Linien zusammen, ihr Gesicht verhärtete sich. Versteinert blickte ich sie an – mir hatte es die Sprache verschlagen. Doch dann lachte sie so schallend los, dass rings um uns, wie mir schien, auch alle Gletscher augenblicklich zu knistern und prusten begannen. Sie schlug mir hart auf die rechte Schulter, und wir stiessen mit unseren übervollen Weingläsern aus Plastik auf einen guten Sommer an.