Leinwand frei für die Jugend

Ein Gespräch mit den Leiterinnen der 46. Schweizer Jugendfilmtage

Die Schweizer Jugendfilmtage veranstalten jedes Jahr den grössten nationalen Wettbewerb für Nachwuchsfilmer/innen und junge Filmbegeisterte – und das seit 1976! Über 3000 Jugendliche sind jährlich als Filmemacher/innen oder Besucher/innen an den Jugendfilmtagen beteiligt. Bereits Monate vor dem Festival sind Filmcoaches in zahlreichen Schweizer Schulhäusern unterwegs, um die Klassen bei der Entwicklung ihres eigenen Kurzfilms zu unterstützen. 

Die 46. Schweizer Jugendfilmtage finden vom 23. bis 27. März im Kino Kosmos in Zürich statt. Schule+Kultur hat mit den beiden Festivalleiterinnen Valentina Romero und Katja Morand über die Geschichte des Nachwuchswettbewerbs, das diesjährige Programm und die Angebote für Schulklassen gesprochen. 

Katja, du bist schon länger in der Co-Leitung, Valentina, du bist neu in dieser Position. Wie geht es euch, wenige Wochen vor Festivalstart?

Wir befinden uns gerade in der heissen Phase vor dem Festival. Wir haben die letzten Monate alle Puzzleteile zusammengesucht und nun geht’s ans Zusammensetzen, so dass sich die einzelnen Teile zu einem grossen Ganzen, zu einem farbenfrohen Festivalbild zusammenfügen. Dabei fällt vielleicht auch auf, dass das eine oder andere Teil noch fehlt oder noch nicht ganz an der richtigen Stelle ist. Wir haben aber beide grosse Freude am Puzzeln und daran, zu sehen, welches Bild sich daraus ergibt.  

Die Jugendfilmtage gibt es seit bald fünfzig Jahren. Wie hat sich das Festival über die Jahrzehnte entwickelt? 

Angefangen haben wir als kleiner Videowettbewerb für die lokalen Filmstudierenden. Damals gab es noch nicht viele Festivals. Mittlerweile haben Filmstudierende auch andere tolle Möglichkeiten, weswegen wir unseren Fokus auf die Jugend ausgeweitet haben. Internationale Programme bieten zudem seit ein paar Jahren Networking- und Kooperationschancen mit Gleichgesinnten aus dem Ausland.

Die Jugendfilmtage sind ein schweizweites Festival. Wie findet der Austausch zwischen den Sprachregionen statt?

Wir legen grossen Wert auf den Austausch zwischen den Sprachregionen und versuchen die Westschweiz und das Tessin vermehrt zu erreichen. Bei den kostenlosen Filmworkshops für Schulklassen und Jugendgruppen arbeiten wir mit französisch- und italienischsprachigen Filmemacher/innen zusammen, welche in diesen Sprachregionen Workshops geben. Mit unserer Ciné Jeunesse on Tour schicken wir Filme der letzten Festivalausgabe auf die Reise ins Tessin und in die Westschweiz: Jugendtreffs oder andere interessierte Gruppen können das Programm gratis bei uns buchen, jemand aus unserem Team begleitet den Anlass. Letztes Jahr haben wir zusammen mit dem FIFF, dem internationalen Filmfestival in Fribourg, den «Prix Röstigraben» ins Leben gerufen, der den Röstigraben überwindet. Der Austausch findet also rege statt. 

Gibt es berühmte Schweizer Filmschaffende, die zu Beginn ihrer Karriere an den Jugendfilmtagen teilgenommen haben? 

Viele bekannte Schweizer Filmschaffende haben in den letzten 46 Jahren ihre Anfänge bei den Schweizer Jugendfilmtagen gefeiert. Ein paar Beispiele sind Stefan Jäger («Monte Vérita), Alain Gsponer («Heidi»), Anna Luif («Little Girl Blue»), Bettina Oberli («Wanda mein Wunder»).

Welche Rolle spielen die kostenlosen Filmworkshops, für die sich Schulklassen jeweils im Herbst bewerben können?

Die kostenlosen Filmworkshops für Schulklassen und Jugendgruppen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Festivals. Sie helfen uns dabei, das Filmemachen möglichst allen zugänglich zu machen und breit zu fördern. Alle Kinder und Jugendliche sollen die Möglichkeit haben, selbst ihre neue Leidenschaft zu entdecken. Dabei ändert sich auch die Sichtweise auf andere Filme, die konsumiert werden. Am Festival können die jungen Filmemacher/innen ihr Werk – sollte es für den Wettbewerb ausgewählt werden – auf Grossleinwand sehen und gleichzeitig die Filme von Gleichaltrigen entdecken.  

Weshalb lohnt es sich, mit der Klasse die Kurzfilmwettbewerbe zu besuchen? 

Unsere Kurzfilmwettbewerbe zeigen einen bunten Querschnitt durch das Filmschaffen junger Menschen. Wir zeigen Filme aller Genres – Animation, Dokumentar-, Experimental-, Spielfilm oder Musikvideos – in fünf Kategorien, die nach Alter unterteilt sind, die jüngsten Filmemacher/innen sind ca. 9, die ältesten studieren Film und sind 30 Jahre alt. Das Programm zeigt auch immer, welche Themen die Jugend gerade beschäftigt und am Herzen liegt.

Worauf freut ihr euch besonders bei der 46. Festivalausgabe? 

Wir freuen uns besonders, wieder vor Ort stattfinden und auch die Feierlichkeiten unserer letzten 45. Jubiläumsausgabe nachholen zu können. Den Austausch mit den Jugendlichen, mit den Filmschaffenden, mit unseren Festivalgästen haben wir die letzten zwei Jahre, in denen wir online stattgefunden haben, am meisten vermisst. Wir möchten möglichst viele Gelegenheiten und Räume für Begegnungen schaffen, in denen sich die jungen Filmschaffenden untereinander vernetzen und miteinander austauschen können. 



Valentina Romero hat Filmwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Zürich studiert und arbeitet am Seminar für Filmwissenschaft als Assistenz in Forschungsprojekten mit. Sie ist seit 2017 Teammitglied der Schweizer Jugendfilmtage und war u. a. beim Filmverleih Frenetic Films sowie beim Festival für Animationsfilm Fantoche tätig. 

Katja Morand hat Filmwissenschaft und Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft studiert. Neben ihrer Tätigkeit als Co-Festivalleiterin der Schweizer Jugendfilmtage ist sie für das Programm vom chinoworb (Kino in Worb) verantwortlich, Programmerin am Fantoche und Leiterin des Programmteams des Luststreifen Film Festival Basel. Ausserdem ist sie Vorstandsmitglied von Balimage, Verein für Film und Medienkunst Basel. In ihren früheren Aktivitäten arbeitete sie für den Look Now! Filmverleih in der Promotion und im Filmeinkauf, bei SWISS FILMS und den Solothurner Filmtagen. 

Infos und Anmeldung zum Festivalbesuch für Schulklassen (bis 11.3.22)
Porträt Schweizer Jugendfilmtage
Website Schweizer Jugendfilmtage

Interview: Schule+Kultur