Wie entsteht Kunst?

Schulklassen besuchen Künstler/innen in ihren Ateliers

Bei «A wie Atelier» erleben die Schülerinnen und Schüler, wo und wie Kunst entsteht. Sie riechen Farbe, hören Werkzeuge, sehen Werke, erfinden Titel. Sie beschreiben, was sie sehen, entscheiden, was ihnen gefällt, und fragen, was ihnen in den Sinn kommt. Nach einem Werkgespräch mit der Künstlerin oder dem Künstler erprobt die Klasse selbst Materialien und Techniken. Die teilnehmenden Ateliers befinden sich an verschiedenen Standorten in der Stadt Zürich sowie in weiteren Gemeinden des Kantons. 

Schule+Kultur hat eine Künstlerin, eine Kunstvermittlerin und eine Lehrerin nach einem Atelierbesuch gefragt, wie es war und weshalb sie beim Projekt mitmachen. 


Fragen an Olga Titus, Künstlerin:

Weshalb möchtest du, dass Schülerinnen und Schüler in dein Atelier kommen?

Für mich als Kunstschaffende ist es sehr schön, wenn ich Besuch von begeisterten Schulklassen erhalte. Die Schülerinnen und Schüler bringen stets viel Enthusiasmus, Mut und Freude mit ins Atelier. Es ist einfach eine spannende Symbiose, welche zwischen den Teilnehmenden, den Lehrpersonen, der Kunstvermittlerin und mir entsteht. Mein Wunsch ist es auch, bei den jungen Menschen einen Funken zu entfachen, um in ihnen die Lust am kreativen Schaffen zu erwecken.

Kannst du von einem besonderen Moment aus einem Atelierbesuch erzählen, der dich als Künstlerin beeindruckt hat?

Es haben mich sehr viele Momente stark beeindruckt. Am meisten ist es wahrscheinlich die ehrliche Haltung und offene Art der Schülerinnen und Schüler. Viele Momente und Begegnungen fliessen auch in mein künstlerisches Schaffen mit ein. 


Fragen an Kathrin Keller, Kunstvermittlerin:

Was ist deine Rolle in diesem Projekt? 

Ich organisiere und plane den Besuch mit der Lehrperson und der/dem Künstler/in und begleite die Klasse während dem Workshop. Ich bin auch während dem Workshop präsent und unterstütze den/die Künstler/in, beteilige mich manchmal strukturierend oder übernehme für eine Sequenz das Programm für eine Halbklasse.

Die Atelierbesuche richten sich an Schülerinnen und Schüler von Kindergarten bis Mittel- und Berufsfachschulen. Wie kann ein Angebot mit einer solch riesigen Altersspanne funktionieren? 

Das Erlebnis, Zeit in einem belebten Atelier zusammen mit der Künstlerin oder dem Künstler zu verbringen, ist für alle Altersgruppen speziell und ansprechend. Gesprächsinhalte und -dauer entwickeln sich sowieso, abhängig von allen Beteiligten, immer etwas verschieden. Für die gestalterische Arbeit der Kinder haben die Künstler/innen und ich dem Alter angepasste Ideen entwickelt und vorbereitet.

Neben dem Atelier von Olga Titus begleitest du Schulklassen noch zu weiteren Künstler/innen in Winterthur: Erwin Schatzmann, Theres Liechti und Valentin Magaro. Hast du einen Tipp an die Lehrpersonen, nach welchen Kriterien sie ein Atelier respektive eine/n Künstler/in auswählen sollen? 

Manche Lehrpersonen gehen bei der Wahl des Ateliers von ihren eigenen Vorlieben aus. Das finde ich gar nicht schlecht, denn so überträgt sich die Vorfreude auf die Klasse. Der Besuch im Atelier kann im Unterricht gut aufgenommen werden. Die Themen, Bilder und künstlerischen Verfahren können weiter bearbeitet oder selber angewandt werden. Beispielsweise kann ein Atelierbesuch bei Olga das Thema Selbstportrait ergänzen, bei Theres Liechti entstehen kurze Stop-Motion-Filme, bei Valentin Magaro lernt die Klasse ein einfaches Druckverfahren und bei Erwin Schatzmann erproben sie das Schnitzen. Die Arbeiten aller Künstler/innen sind mittels eigener Website oder Medienbeiträgen gut dokumentiert. Damit können die Arbeiten auch nach dem Besuch weiter besprochen oder bearbeitet werden. Die Impressionen auf der Website von Schule+Kultur vermitteln gute Einblicke in die Inhalte, so kann das passende Angebot ausgewählt werden.


Fragen an Martina Caviezel, Lehrperson am Literargymnasium Rämibühl, Zürich:

Wie haben Sie Ihre Schülerinnen und Schüler heute Morgen erlebt? 

Ich habe die Klasse sehr interessiert und offen erlebt. Die Freude, ausserhalb des Schulhauses etwas Neues zu sehen und zu entdecken, war gross. Der direkte und unmittelbare Kontakt mit der Künstlerin, das Eintauchen in die Atelieratmosphäre und die Werke vor Ort zu sehen, war sehr spannend für die Schüler/innen und auch für mich.

Inwiefern kann ein solcher Atelierbesuch den regulären Kunstunterricht bereichern?

Ein solcher Besuch schafft einen direkten Bezug zur zeitgenössischen Kunst und macht den Schüler/innen den Berufsalltag von Kunstschaffenden greifbar. Ich reise mit den Schüler/innen dorthin, wo Kunst entsteht, das ist eine bleibende Erfahrung und eine grosse Bereicherung für den regulären Kunstunterricht.



Olga Titus lebt in Winterthur. Sie arbeitet multimedial mit Bildern, Videoanimationen, Installationen und Objekten. Seit ihrem Master in Fine Arts an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern (2006) wurde sie mehrfach ausgezeichnet und Residenzen führten sie an ganz unterschiedliche Orte auf der Welt. Ihre Arbeiten werden mittlerweile nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland, zuletzt in Darmstadt und New York, ausgestellt. 

Kathrin Keller wohnt seit 30 Jahren in Winterthur und verfolgt das lokale Kunstschaffen interessiert. Neben den «A wie Atelier»-Workshops ist sie im Gewerbemuseum Winterthur für die Vermittlung an Schulklassen zuständig. Als ausgebildete Werklehrerin ist die Vermittlung von Kunst und kreativem Schaffen für sie von zentralem Interesse.

Infos und Anmeldung «A wie Atelier»
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Interview: Schule+Kultur

Foto: Kathrin Keller

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Kathrin Keller und Olga Titus Foto: Nico Grüninger