Das Projekt «Kulturagent.innen für kreative Schulen» weckt bei Kindern und Jugendlichen Interesse an Kunst und Kultur und fördert die selbstverständliche Teilhabe an Kultur. Gleichzeitig bietet es Schulen Beratung und Begleitung auf dem Weg zur Schule mit kulturellem Profil und entwickelt mit künstlerischen Methoden die Schulkultur auf verschiedenen Ebenen weiter. Die Wirkungsbereiche reichen von der Durchführung klassenübergreifender und/oder partizipativer Kulturprojekte bis hin zu Schulentwicklung auf Ebene der Lehrpersonen und Schulleitung.
Mariano Gaich ist einer von schweizweit acht Kulturagent/innen – und dies seit bald 7 Jahren. Im Interview mit Schule+Kultur gibt er einen Einblick in seine tägliche Arbeit an verschiedenen Schulen im Kanton Zürich und denkt darüber nach, welchen Beitrag das Projekt zur Verankerung kultureller Bildung an Schulen leisten kann.
Du bist seit 2018 an Zürcher Schulen als Kulturagent tätig. Welche Aufgaben und Rollen übernimmst du als Kulturagent in den Schulen?
Die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Schulakteur/innen und Kunstschaffenden, die Initiierung von Projekten und Weiterbildungen, das Dokumentieren und Reflektieren, die Entwicklung eines Kulturprofils der Schule je nach Schwerpunktwahl, die Co-Leitung der Kulturgruppe sowie Bericht und Verwaltung des Kunstgeldes sind Teil meiner Aufgaben.
Wie sieht das ideale Zusammenspiel zwischen dir, der Schulleitung, der Kulturbeauftragten und der Kulturgruppe der Schule aus?
Es gibt Pflanzen mit horizontalen Wurzeln, die sich mit anderen Wurzeln verbinden und es tauchen immer wieder neue gemeinsame Wurzelgeflechte als Kontaktzonen auf: Im Idealfall kommen im Kosmos Schule verschiedene Akteur/innen zusammen, sodass daraus ein gemeinsames Netz von sich verändernden Beziehungen entsteht.
Die Schulen können aus fünf Schwerpunkten auswählen, so etwa «Schulkultur entwickeln» oder «künstlerische Strategien für den Unterricht erarbeiten». Gib ein Beispiel, wie du sie dabei unterstützen kannst?
An der Sekundarschule Halden untersuchen die Schüler/innen künstlerisch und fächerübergreifend die Frage «Was bedeutet für dich Natur?» . Sie erfahren kreative Prozesse des Schreibens und verbinden Bild und Text, u.a. in Form von sogenannten «Fanzines», Magazine, die von Fans für Fans gemacht sind. Die Lehrperson, eine externe Künstlerin und ich begleiten sie. Dieses Projekt läuft schrittweise in Kapiteln weiter in anderen Klassen. Die Fanzines werden Teil einer Ausstellung, die die Schule mit der Stadt Opfikon und ihrer Nachbarschaft vereint.
Wozu dient das je zur Hälfte von der Schule und von Schule+Kultur bereitgestellte «Kunstgeld»?
Das «Kunstgeld» soll – mit Blick auf die Zukunft – Schritt für Schritt den Aufbau langfristiger Kunstprojekte und Weiterbildungen ermöglichen. Ziel ist es, die Entwicklung eines kulturellen Schulprofils strategisch durch einen Kulturfahrplan zu fördern und zu unterstützen.
Wo siehst du den grössten Nutzen des Projekts für die Schülerinnen und Schüler?
Das Projekt schafft einen Raum für erfahrungsbasiertes (auch implizites) Wissen – künstlerisch anders, hinterfragend, humorvoll, kollektiv, mit einem offenen Umgang mit Fehlern sowie persönlichen Bezügen. In diesem Raum werden die Schüler/innen zu handelnden Subjekten eines fachübergreifenden Lernens, das durch unterschiedliche Perspektiven der Künste bereichert wird.
Inwiefern trägt das Projekt zur Verankerung kultureller Bildung an Schulen bei?
Durch inklusive künstlerische Prozesse unterstützt das Projekt gemeinsame kreative Lernerfahrungen, die die Schule erlebt, evaluiert und bewahrt, um die kulturelle Bildung im Schulhaus weiterzuentwickeln.
Was war die schönste Rückmeldung, die du in deiner siebenjährigen Tätigkeit als Kulturagent bisher erhalten hast?
Hm...schwierig nur eine Rückmeldung in sieben Jahren zu benennen...QUIMS-Lehrpersonen schätzten, dass das Projekt eine Begleitung mit Feinfühligkeit und Zugänge zu inklusiven künstlerischen Formen des «Sprechens» – im Sinn von «sich äussern können» – schafft. Eine Schülerin war begeistert, weil sie performative Kunst selbst gestalten konnte und dadurch über die Gleichberechtigung von Menschen mit einer Beeinträchtigung nachdenken konnte. Eine erste Sekundarklasse fand ausserdem grossartig und aufregend, dass ihre Werke im Rahmen einer speziellen Kooperation im Carrousel du Louvre in Paris ausgestellt wurden.
Im Kanton Zürich können ab dem Schuljahr 2026/27 weitere vier Schulen für jeweils 1-2 Jahre am Projekt teilnehmen. Bewerben können sich alle öffentlichen Volksschulen inklusive Sonderschulen. Nähere Informationen und Anmeldung folgen noch vor den Sommerferien.
Mariano Gaich, Künstler, Kunstvermittler, BG-Lehrperson und Szenograf. Seit 2018 ist er im Kanton Zürich Kulturagent. Er ist am dekonstruierenden, forschenden Aspekt der kulturellen Bildung und Vermittlung interessiert.
«Kulturagent.innen für kreative Schulen» ist ein Projekt für kulturelle Bildung und Schulentwicklung, initiiert und gefördert von der Stiftung Mercator Schweiz in Zusammenarbeit mit den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Bern, Freiburg, St. Gallen, Thurgau, Wallis und Zürich. Umgesetzt wird das Projekt vom Dachverband Kulturvermittlung Schweiz.
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