«Am Anfang war es komisch, aber danach ging es gut.»

Einblick in die Logo- und Maskottchenwerkstatt «Bauwau»

Jedes Schulhaus hat seine eigenen Formen, Räume, Gerüche und Verstecke – und dadurch auch seine ureigenen Geschichten. Niemand kennt diese besser als die Schülerinnen und Schüler, die sich hier über mehrere Jahre täglich aufhalten. Genau hier setzt die Arbeit in der Logo- und Maskottchen-Werkstatt «Bauwau» an. 

Die beteiligten Klassen filtern ihr neues Schulhaus-Logo oder -Maskottchen direkt aus ihrem Schulgebäude, ihrem Schulareal und ihren damit verbundenen Geschichten heraus. Die Schülerinnen und Schüler beteiligen sich aktiv an allen Schritten der Entwurfsphase, lernen neue Denk- und Entwurfstechniken sowie eine befreiende Herangehensweise kennen.

Im Interview mit Schule+Kultur erzählt der Künstler Hanswalter Graf, Leiter und Erfinder von «Bauwau», wie er die Schülerinnen und Schüler bei diesem Prozess erlebt und was in seinen Augen ein gutes Logo ausmacht. 

Kannst du dich daran erinnern, ob deine eigene Schule bereits eine Art Logo hatte? Und wenn ja: hat es dich angesprochen?

Das einzige Logo aus meiner Schul- / Studienzeit, an das ich mich noch erinnern kann, ist der Stempel im Studienbuch der Kunstakademie Düsseldorf: ein zweiteiliges Wappen mit einem Pferd oder Einhorn auf der rechten Seite und etwas wie ein Brotlaib (oder war das eher ein Wurm?) auf der linken Seite. Der Stempeldruck war von Anfang an etwas verschmiert und daher schwer zu entziffern. Nein, angesprochen hat mich das nicht.

Was macht aus deiner Sicht ein gutes Logo aus?

Im Allgemeinen: eine absolute Verknappung auf das wirklich Wesentliche, die eindeutige und schnelle Erkennbarkeit – auch unter «widrigen Umständen». Und: die sparsame Verwendung von Farben. 

Bezogen auf des «Bauwau»-Projekt: dass die Kinder im Endprodukt ihre Ursprungszeichnung erkennen und deshalb das Logo von Anfang als ihres wahrnehmen.   

Woher kommt die Idee einer Logo- und Maskottchen-Werkstatt für die Schule?

«Bauwau» hatte – in Zusammenarbeit mit Schule+Kultur – ein Vorprojekt: «Vespajet». Nach 10-jähriger Laufzeit und der Realisation von 25 Teilprojekten im ganzen Kanton Zürich hat mir Silvia Hildebrand von Schule+Kultur als Steilpass vorgeschlagen, als Nachfolgeprojekt einen Vorschlag zum Thema «Logo» zu erarbeiten. Den Ball habe ich gerne aufgenommen und das «Bauwau»-Projekt entwickelt.

Was bedeutet eigentlich «Bauwau»?

Der Projektname ist eine Mischung aus Bauen und Wauwau – und entspricht meinen Erwartungen, die ich während der Konzeptphase an die Abläufe und die Resultate der Workshops mit den Klassen hatte: es wird viel gewerkelt und gebaut werden und am Schluss kommt eine Maskottchen heraus; zum Beispiel eben ein Wauwau…

Das partizipative Format sieht insgesamt sechs Lektionen vor. Wie entsteht in dieser kurzen Zeit ein Logo oder Maskottchen?

Während rund zwei Dritteln der Zeit mache ich mit der Klasse verschiedene Kurzexperimente, die sich um die Themenkreise Abstraktion und Vereinfachung drehen. Gearbeitet wird immer mit Materialien, die gerade im Schulzimmer vorhanden sind: Etuis, Kleider, Stühle und Pulte, Bücher. Arbeitstaktik: Ich setze die Kinder unter Zeitdruck, gebe ihnen nur knappe Vorgaben und erreiche dadurch, dass sie, ohne gross nachzudenken, einfach loslegen und sämtliche Bedenken und Hemmungen über Bord werfen. Motto: Bei «Bauwau» könnt ihr nichts falsch machen, alles ist gleichwertig und gleich wichtig!  

Wie erlebst du die Schülerinnen und Schüler in diesem Prozess? Gibt es Lieblingsmomente aus den bisherigen Durchführungen?

Die Aussage einer Schülerin am Ende des «Bauwau»-Workshops spiegelt eigentlich den Verlauf des Arbeitsprozesses ziemlich genau: «Am Anfang war es komisch, aber danach ging es gut.» Lieblingsmomente sind für mich, wenn ich während des Experimentierens sehe, dass eines der Kinder soeben – und ganz nebenbei – für sich etwas Unerwartetes und Neues entdeckt hat.

Welche Rolle übernimmt die Lehrperson? Muss für eine Vor- und Nachbereitung Zeit einberechnet werden?

Für die jeweilige Lehrperson gibt es keine Vor- oder Nachbereitungen. Während des Workshops übernehme ich die Verantwortung für Ablauf und Durchführung des gesamten Unterrichts. Ich habe eine Grundausbildung als Primarlehrer und weiss deshalb, dass man zum Beispiel um 11 Uhr 40 nicht mehr mit Wasserfarben zu arbeiten beginnt…  

Und wo kommt das neue Logo oder Maskottchen danach zum Einsatz?

Das fertige Logo wird der Schule in allen gewünschten Formaten zur Verfügung gestellt und kann sowohl elektronisch und gedruckt verwendet werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind beinahe unbegrenzt und richten sich nach den Bedürfnissen und der Fantasie der jeweiligen Schule. Vielleicht wird das neue Logo-Maskottchen ja sogar als Grossform über dem Eingang oder einer von weit her sichtbaren Fassade der Schule installiert?
 


Hanswalter Graf (geb. 1961) ist in Thun aufgewachsen. 1976−1981 Lehrerseminar in Spiez. 1986−1993 Studium Integration von Kunst und Architektur an der Kunstakademie Düsseldorf. Mitte der 1990er-Jahre, kurz nach Studienabschluss, entscheidet Hanswalter Graf, sich ausschliesslich auf Arbeiten im öffentlichen Raum zu konzentrieren. Sein Fokus liegt dabei auf architektonischen, raumbezogenen oder sozialen Aspekten sowie auf der gemeinsamen Realisierung von Projekten mit den jeweiligen Nutzer/innen oder anderen Gruppen.


Angebot «Bauwau»
1.–6. Primarklasse, 1.–3. Sekundarklasse
Website Hanswalter Graf

Interview: Schule+Kultur

Hanswalter Graf