Auweia, ein Märchen!

Einblick in die letzte Ausgabe der Kulturtage Au

Mit einem Jahr Verspätung hat die fünfte und letzte Ausgabe der Kulturtage Au nun endlich das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Das Kooperationsprojekt von Schule+Kultur Kanton Zürich, Schulkultur Stadt Zürich und der Pädagogischen Hochschule Zürich vernetzt Schulen, Lehrerbildung und Künste. Beteiligt sind rund 900 Primarschüler/innen, 150 Studierende der PHZH, ein halbes Dutzend Dozierende sowie ein künstlerisches Team. Tanja Stauffer und Andi Thürig, zwei der Macher/innen, erzählen im Gespräch von der diesjährigen Ausgabe «Auweia, ein Märchen!».

Seit wann gibt es die Kulturtage Au und wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Fachstellen, Hochschule und Kunstschaffenden konkret aus?

Die Kulturtage Au werden seit 2010 im Zweijahresrhythmus auf der Halbinsel Au durchgeführt. Es handelt sich um ein kulturelles Bildungsangebot für Schulklassen der Primarstufe, das von einem künstlerischen Team (Schauspiel, Musik, Regie, Kostüme, Szenografie und bildende Kunst) in enger Zusammenarbeit mit Dozierenden und Studierenden der PHZH verwirklicht wird. schule&kultur ist hierbei für sämtliche künstlerische Umsetzungen und die Kontakte zu den Schulklassen zuständig. Die PHZH stellt mit dem Tagungszentrum Schloss Au die ganze Infrastruktur zur Verfügung und richtet die Durchführung der Workshops aus.

Der Titel der diesjährigen Ausgabe lautet «Auweia, ein Märchen!». Was erwartet das Publikum auf der Au? 

Jahrhunderte über war alles schön auf der Märcheninsel. Der Wolf hat das Rotkäppchen gefressen. Der Froschkönig wurde gegen die Wand geworfen und Rapunzel liess ihr Haar herunter. Aber in letzter Zeit stimmt hier etwas nicht. Wieso ist das Rotkäppchen plötzlich hinter dem Wolf her? Weshalb hat sich Rapunzel den Zopf abgeschnitten? Und warum will der Froschkönig keinen Kuss mehr? Das ganze Märchenland ist in Aufruhr, alle streiten sich und der Märchenkönig ist verzweifelt. – Nachdem die Zuschauer/innen auf einem ersten Rundgang in die Märchenwelt eingetaucht sind, begeben sie sich in eine der drei königlichen Werkstätten, wo sie vom Dienstpersonal in die Geheimnisse der jeweiligen Handwerkskunst eingeführt werden, die sich mit der Zeit sehr gewandelt hat. Am Nachmittag eskaliert der Streit zwischen den Märchenfiguren und das Publikum darf entscheiden, welchen Märchenschluss es sehen möchte. Alt oder neu? Es kommt zur Wahl.

Weshalb bindet schule&kultur angehende Lehrpersonen in ein künstlerisches Projekt ein und welche Ziele verfolgt die PH mit diesem aussergewöhnlichen Modul? 

Die Studierenden sammeln an den Kulturtagen wertvolle Erfahrungen im Bereich der Kulturvermittlung. Sie leiten und regen in den Werkstätten die Schüler/innen in ihrem Experimentieren, Forschen und Realisieren an, lernen künstlerische und gestalterische Formen zu nutzen und den Schüler/innen näherzubringen. Die Studierenden lassen sich aber auch von der Kreativität der Kinder anstecken und bereiten sich so auf ein wichtiges Segment ihrer späteren Tätigkeit als Lehrperson vor. Last but not least: Sie erleben exemplarisch, welche Chancen ein ausserschulischer Lernort bieten kann (Stichworte: Erlebnis, Selbsttätigkeit, bewusstes Wecken der Sinne, Freude an der Natur). Sie sind zusammen mit den Schauspieler/innen Teil eines künstlerischen Teams und erfahren so den Wert der künstlerischen Bildung.  

Wie kommt das Projekt bei den Studierenden an und weshalb wird das Angebot von den Lehrpersonen so gerne gebucht?

Das Projekt geniesst bei den Studierenden grosse Beliebtheit. Jeweils rund ein Drittel eines Jahrganges engagiert sich an den Kulturtagen und viele ehemalige Studierende besuchen später mit ihren eigenen Klassen die Vorstellungen. Die Aufführungen sind jeweils innert weniger Stunden ausgebucht. Auch unter den Lehrpersonen hat sich längst herumgesprochen, dass den Schüler/innen auf der Au ein erlebnisreicher Tag geboten wird.

Und was sagen eigentlich die Schüler/innen zu diesem Kulturtag? Kommen euch ein paar Rückmeldungen in den Sinn? 

Nach den Erfahrungen der ersten drei Vorstellungen können wir jetzt schon sagen: Das Konzept der Märcheninsel funktioniert bestens. Die Kinder sind mit Feuereifer dabei und tauchen mit grosser Begeisterung in die Märchenwelt ein. Einer der Höhepunkte des Tages ist sicherlich die Demonstration, bei der die Kinder ihre ganz persönliche Meinung lauthals und performativ präsentieren dürfen. Die berührendste Rückmeldung eines Kindes aus der ersten Durchführungswoche war: «Das isch de schönschti Tag in mim Läbe gsi!»


Tanja Stauffer ist Theaterpädagogin und Kulturvermittlerin bei der Fachstelle Schule+Kultur und Co-Projektleiterin der Kulturtage Au. Andi Thürig ist Theaterpädagoge und Dozent an der PHZH und Co-Projektleiter der Kulturtage Au.

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Interview: Schule+Kultur

Foto: Sepp de Vries (conseppt)