Die 360°-Lesung

Virtual Reality als neuer Ansatz in der Literaturvermittlung

Die preisgekrönte Virtual Reality Lesung von Klaus Merz und Sandro Zollinger schafft einen spielend leichten Zugang zu Literatur. Die Schülerinnen und Schüler tauchen mittels VR-Headset in eine fesselnde Lesung des renommierten Aargauer Schriftstellers Klaus Merz ein. Sie werden buchstäblich zu Augenzeuginnen und Augenzeugen in einem Hörbuch. Ein Erfahrungsbericht aus einer Aargauer Schulklasse, wo das Angebot ebenfalls gebucht werden kann. 

Vertraut mit dem, was da kommt, sind nur Wenige. Einige Schülerinnen und Schüler kennen die VR-Brille von der Playstation von ihren Geschwistern oder aus dem Europapark. Doch in dieser Schulstunde ist es für alle eine Premiere. Kurze Einführung. Headsets aufsetzen. Und schon sind erste «Ohs» und «Hä?» zu hören. In alle Richtungen bewegen sich Köpfe. Hände tasten ins Leere. Und dabei ist die Klasse erst im virtuellen Warteraum. Nach kurzer Eingewöhnung geht es los. Simultan taucht die Klasse in die am Sundance-Filmfestival ausgezeichnete Virtual Reality-Lesung von Klaus Merz ein. 
Für Aussenstehende ist unmittelbar zu spüren, wie sich die Aufmerksamkeit fokussiert. Die Schülerinnen und Schüler sind zwar hier, aber eigentlich dort. Umgeben von Literatur für die kommenden 25 Minuten. Diese Konzentration auf einen Inhalt ist wohl die faszinierendste Eigenschaft dieses neuen Mediums. Keine Vögel auf dem Fenstersims, kein Betrachten des angerissenen Fingernagels. 360° umgeben vom Schulstoff.

Die Geschichte handelt von Peter Thaler, der auf seiner Sinnsuche zu einer Wanderung in die Bündner Berge aufbricht, von der er nicht mehr zurückkehren wird. Beruhend auf einer wahren Begebenheit wird vom Abschiednehmen erzählt, dem alltäglichen und dem endgültigen – und zugänglich Literatur vermittelt. Die VR-Erfahrung entwickelt einen fesselnden Sog. Sie fördert individuelle Gedanken, weckt Assoziationen mit Worten, Bildern und Tönen. Sie ist verständlich und vielschichtig zugleich. Sie zeigt auf, was über die von der Unterhaltungsindustrie bereitgestellten VR-Inhalte noch möglich ist.
Die Klasse scheint, zu meditieren. Bis zur Einblendung: VR- Headset ausziehen. Staunen ist von den Gesichtern abzulesen. Und sogleich beginnt ein reger Austausch. Was hast du gesehen? Wie ist es dir ergangen? Alle haben zwar denselben Inhalt erlebt, doch unterschiedlich wahrgenommen. Der Anreiz, im Nachhinein darüber zu sprechen, ist ein weiteres spannendes Merkmal dieses Mediums. Im Anschluss beantwortet einer der Filmemacher gerne alle Fragen. Erzählt von den Dreharbeiten, erklärt die Technik, geht auf die Interpretationen des Textes ein und vermittelt seine persönliche Motivation.

Am Ende ist die Klasse um ein aussergewöhnliches Erlebnis reicher und zählt nun zu denen, die bereits zu Augenzeuginnen und -zeugen eines Hörbuchs geworden sind.
 


Eignung: 3. Sekundarklasse, Berufsvorbereitungsjahr, Mittel-, Berufs(fach)schule
Im Schulhaus / Daten nach Vereinbarung

Infos und Anmeldung «Literatur & Virtual Reality»
Mehr zum Projekt

Text: Kultur macht Schule (Kanton Aargau)

Foto: Montezuma

Foto: Montezuma

Foto: Montezuma

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